Liebe Kunst- und Kulturbegeisterte!
Das Programm 2024 ist nun online und wir sind schon voller Vorfreude. Am 30. März 2024 um 17 Uhr geht es los.
Ganz herzlich grüßt der
Usedomer Kunstverein e.V.
Samstag, 4. Mai 2024, 17 Uhr
Durs Grünbein
Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Lüneburger Heide, Melbeck bei Lüneburg, begleiten die Lesung mit eigenen Texten, in denen sie auf die Texte Durs Grünbeins reagieren.
Zur Lesung:
Der Komet
Im Mittelpunkt dieses Berichts steht eine Frau aus einfachen Verhältnissen. Es geht um das Leben von Dora W., die aus Schlesien nach Dresden kommt, mit sechzehn Mutter wird und mit fünfundzwanzig den Untergang der Stadt im Bombenkrieg miterlebt. Ziegenhüterin auf dem Lande, dann Ladenmädchen und Gärtnereigehilfin in einer niederschlesischen Kleinstadt sind ihre ersten Lebensstationen, bevor sie in dem Schlachtergesellen Oskar den Mann fürs Leben findet und ihm nach Dresden folgt, um dort eine Familie zu gründen. Eine kurze Zeit ist ihr dort geschenkt; es sind ihre goldenen Jahre, wie es scheint, aber dann stürzt die Perspektive, und es ereilt sie wie alle anderen der Krieg und mit ihm das Ende Dresdens in einer von Großmachtstreben und Rassenwahn vergifteten Gesellschaft.
Mit ihrer Geschichte verfolgt der Autor ein Einzelschicksal im historischen Kontext vor und nach dem Einmarsch des Nationalsozialismus in jedes einzelne Leben. Was macht die Diktatur aus den Menschen, die ihren Anforderungen kaum gewachsen sind und sich recht und schlecht durchschlagen? Dabei gewinnt das Auftauchen des Halleyschen Kometen im Jahre 1910, der Weltuntergangsphantasien befeuerte, eine symbolische Bedeutung für die Vernichtung der sächsischen Metropole im Feuersturm des Februars 1945.
Am Beispiel von Dora W. wird erzählt, wie Geschichte den Geschichtslosen widerfährt, zuletzt als Schrecken und zu späte Einsicht.
Zum Autor:
Durs Grünbein wurde am 9. Oktober 1962 in Dresden geboren. Er ist einer der bedeutendsten und auch international wirkmächtigsten deutschen Dichter und Essayisten. Nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs führten ihn Reisen durch Europa, nach Südostasien und in die Vereinigten Staaten. Er war Gast des German Department der New York University und der Villa Aurora in Los Angeles. Für sein Werk erhielt er eine Vielzahl von Preisen, darunter den Georg-Büchner-Preis, den Friedrich-Nietzsche-Preis, den Friedrich-Hölderlin-Preis, den polnischen Zbigniew Herbert International Literary Award sowie den Premio Internazionale NordSud der Fondazione Pescarabruzzo. Seine Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Er lebt in Berlin und Rom.
Foto © Tineke de Lange Suhrkamp Verlag
Foto © Sven Gatter
Samstag, 8. Juni 2024, 17 Uhr
Sabine Rennefanz
Zur Lesung:
Was ist Heimat und wie lässt man die Provinz hinter sich, davon erzählt Sabine Rennefanz voller Ironie und Melancholie.
Kathleen hat es geschafft. Sie ist erfolgreich, redegewandt, attraktiv. Seit Jahren lebt sie als Grafikerin in London. Woher sie kommt, hat sie hinter sich gelassen. Zumindest glaubt sie das. Doch die Besuche bei ihrer Mutter im brandenburgischen Kosakenberg konfrontieren sie mit einer Welt, der sie in den neunziger Jahren zu entkommen versuchte und die nun eine ungeahnte Kraft entfaltet. Mit starken Bildern führt Sabine Rennefanz in ein Dorf im Osten des Landes, in dem fast nur Männer geblieben sind und die wenigen Frauen, die nicht das Weite gesucht haben, mit Eiern handeln, von der Liebe träumen und über die reden, die weggegangen sind.
»Sabine Rennefanz erzählt davon, wie es ist, wenn man auf der Reise zwischen alter und neuer Heimat sich selbst nicht nur findet, sondern sich auch verlorengeht. Ein sehr berührendes, kluges und nachdenklich machendes Buch.«
Jenny Erpenbeck
Zur Autorin:
Sabine Rennefanz, 1974 in Beeskow geboren, arbeitet als Journalistin u. a. für Der Spiegel, Tagesspiegel und Radio 1. Sie war langjährige Redakteurin der Berliner Zeitung und wurde für ihre Reportagen und Essays mit dem Theodor-Wolff-Preis und dem Deutschen Reporterpreis ausgezeichnet. 2013 erschien ihr Bestseller „Eisenkinder. Die stille Wut der Wendegeneration“. 2015 folgte der Roman „Die Mutter meiner Mutter“, 2019 „Mutter to go. Zwischen Baby und Beruf“ und 2022 „Frauen und Kinder zuletzt. Wie Krisen gesellschaftliche Gerechtigkeit herausfordern“. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.
Samstag, 10. August 2024, 17 Uhr
Thea Mengeler
Zur Lesung:
Nach den Fähren
Auf einer vormals beliebten Urlaubsinsel bleiben mit einem Male die Fähren aus und mit ihnen die Urlauber. Das Leben kommt zum Stillstand, die meisten Bewohner verlassen die Insel, nur ein paar wenige harren aus. Hoffend auf eine Rückkehr der Fähren und isoliert voneinander gehen sie den immergleichen Tätigkeiten nach. Das Leben dieser Übriggebliebenen ändert sich erst, als ein Mädchen namens Ada auf unerklärliche Weise im Sommerpalast erscheint und die Nähe zu dem ehemaligen Hausmeister sucht. Ihre Fragen nach seiner Vergangenheit und nach der der Insel führen zu einem Umbruch, der auch dann nicht mehr aufzuhalten ist, als Ada so plötzlich verschwindet, wie sie aufgetaucht ist. Mehr und mehr verweben sich die Geschichten der Figuren, die beginnen, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen – und mit der Frage, ob eine Rückkehr der Fähren überhaupt wünschenswert ist.
Thea Mengelers Roman erzählt von privaten und gesellschaftlichen Machtverhältnissen, vom (Über-)Tourismus und von den Prozessen der Rückeroberung des eigenen Lebens, des eigenen Lebensraumes. In ihrer knappen, aber feinfühligen und präzisen Sprache schildert sie die Geschehnisse auf der Insel und das Innenleben ihrer Figuren, deren Lebensentscheidungen auf dem Prüfstand stehen.
Zur Autorin:
Thea Mengeler geb. 1988, aufgewachsen in Krefeld, studierte Literarisches Schreiben und Kommunikationsdesign in Hildesheim, Kiel und Istanbul. Sie war Finalistin beim 28. open mike sowie Styria Artist in Residence 2022. Aktuell lebt sie als freiberufliche Autorin und Texterin in Hannover.
2022 veröffentlichte sie ihr Debüt »connect«.
Foto © Caroline Drechsel
Samstag, 6. Mai 2023 | 17 Uhr
Judith Schalansky
„Das Paradies ist eine Insel. Die Hölle auch.“
Zur Lesung:
»Das Paradies ist eine Insel. Die Hölle auch.«
Fernweh ist eine bittersüße Sehnsucht und abgelegene Inseln scheinen wie von Natur dafür geschaffen, sie zu nähren. Judith Schalansky, die als Kind am Ufer der Ostsee davon träumte, Matrösin zu werden, erzählt absurd-abgründige Inselgeschichten, wie sie sich nur die Wirklichkeit auszudenken vermag – und beweist, dass die besten Reisen immer noch zu Hause stattfinden: mit dem Finger auf der Landkarte.
Zur Autorin:
Judith Schalansky ist Schriftstellerin, Buchgestalterin und Herausgeberin der so bibliophilen wie programmatischen Buchreihe ›Naturkunden‹ im Verlag Matthes & Seitz Berlin. Ihr Buch ›Atlas der abgelegenen Inseln wurde‹ zu einem Bestseller und liegt heute in mehr als 20 Sprachen vor, seit Kurzem ist der Band auch in einer überarbeiteten und erweiterten Neuauflage im Handel. Judith Schalansy lebt in Berlin.
Foto © René Fietzek
Samstag, 3. Juni 2023 | 17 Uhr
Simon Strauß
liest aus: „zu zweit“
Zur Lesung:
zu zweit
Ein stiller Teppichhändler, der sich ganz den Häusern und Dingen verschrieben hat. Eine junge Frau, die sich auf ihr Talent zur Improvisation und ihr heiteres Wesen verlässt. Eine alte Stadt, die über Nacht von einer alptraumhaften Flut heimgesucht wird. Zwei Fremde, die das Schicksal in einer Nacht zusammenführt und die herausfinden müssen, was es heißt, zu zweit zu sein.
Zum Autor:
Simon Strauß, geboren 1988, studierte Altertumswissenschaften und Geschichte in Basel, Poitiers und Cambridge. Er ist Mitgründer der Gruppe »Arbeit an Europa«. 2017 promovierte er an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er lebt in Frankfurt und Berlin, ist Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Zuletzt erschienen von ihm Sieben Nächte (2017) und Römische Tage (2019).
Foto © Maximilian Gödecke
Samstag, 12. August 2023 | 17 Uhr
Jan Faktor
liest aus: „Trottel“
Zur Lesung:
Trottel
Von der Prager Vorhölle, einer schicksalhaften Ohnmacht, einem Sprung und dem seltsamen Trost von Chicorée. Mit »Trottel« ist Jan Faktor ein wunderbar verspielter, funkelnder, immer wieder auch düsterer, anarchischer Schelmenroman gelungen.
Im Mittelpunkt: ein eigensinniger Erzähler, Schriftsteller, gebürtiger Tscheche und begnadeter Trottel, und die Erinnerung an ein Leben, in dem immer alles anders kam, als gedacht. Und so durchzieht diesen Rückblick von Beginn an auch eine dunkle Spur: die des »engelhaften« Sohnes, der mit dreiunddreißig Jahren den Suizid wählen und dessen früher Tod alles aus den Angeln heben wird.
Ihren Anfang nimmt die Geschichte des Trottels dabei in Prag, nach dem sowjetischen Einmarsch. Auf den Rat einer Tante hin studiert der Jungtrottel Informatik, hält aber nicht lange durch. Dafür macht er erste groteske Erfahrungen mit der Liebe, langweilt sich in einem Büro für Lügenstatistiken und fährt schließlich Armeebrötchen aus. Nach einer denkwürdigen Begegnung mit der »Teutonenhorde«, zu der auch seine spätere Frau gehört, »emigriert« er nach Ostberlin, taucht ein in die schräge, politische Undergroundszene vom Prenzlauer Berg, gründet eine Familie, stattet seine besetzte Wohnung gegen alle Regeln der Kunst mit einer Badewanne aus, wundert sich über die »ideologisch morphinisierte« DDR, die Wende und entdeckt schließlich seine Leidenschaft für Rammstein.
Zum Autor:
Jan Faktor, 1951 in Prag geboren, 1978 Übersiedlung nach Ostberlin. Arbeit als Kindergärtner und Schlosser. Entdeckt in den 80er-Jahren das »Rückläufige Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache« für die experimentelle Dichtung. Bis 1989 fast ausschließlich in der inoffiziellen Literaturszene engagiert. 1989/90 Mitbegründer der Zeitung des Neuen Forums.
Foto © Joachim Gern
21. Mai
Jan Wagner
Der glückliche Augenblick – beiläufige Prosa
25. Juni
Lukas Rietzschel
Raumfahrer
13. August
Ingo Schulze
Der Amerikaner, der den Kolumbus zuerst entdeckte
2. Mai
Verena Keßler
Die Gespenster von Demmin
5. Juni
Thomas Kunst
Zandschower Klinken
und Gedichte aus den Jahren
22. August
Iwan-Michelangelo D’Aprile
Theodor Fontanes Ostsee – Kindheitserinnerungen, Tourismusgeschichte, Romanschauplätze
2. Mai
Iwan-Michelangelo D’Aprile
Theodor Fontanes Ostsee – Kindheitserinnerungen, Tourismusgeschichte, Romanschauplätze
(Diese Lesung musste aufgrund der Corona-Pandemie auf 2021 verschoben werden.)
6. Juni
Katja Oskamp
Marzahn mon amoure
22. August
Volker Köpp
Das Vogelhaus – Geschichten
19. Mai
Christoph Hein
„Verwirrnis“
30. Juni
Anja Kampmann
„Wie hoch die Wasser steigen“
25. August
Oskar Manigk
„Daß nicht noch ‚was passiert“
3. Oktober
Matthias Wegehaupt
„Auf der Suche nach dem Bild der Zeit“